Da ich selbst sehr lange das Web nach nützlichen Klassenarbeiten zum Thema "Homo Faber" gesucht habe, gibt es an dieser Stelle eine Beispiellösung. Die Aufgabenstellung der Klassenarbeit wurde wie unten beschrieben gestellt.
Beispiel I - II Arbeitsauftrag
Arbeitsanweisung
Buch Seite 87
1. Ordnen Sie den Szenenausschnitt in den Gesamtzusammenhang des Romans ein
2. Erläutern Sie mit deutlichem Bezug zur Textstelle, auf welche, für Walter Faber typische Weise er einen Kontakt zu Sabeth herstellt und wie Sabeth darauf reagiert.
(Basissatz)
Der Roman „Homo faber“, verfasst von Max Frisch, handelt vom technisch versierten Ingenieur Walter Faber, der dank seiner monologen Weltanschauung die Sicht auf technische Abläufe und Ansichten beschränkt, und alle Menschlichen Kontakte sowie Gefühle vermehrt ausblendet. Im Zwiespalt mit sich selbst, schlägt die Handlung eine tragische Wendung ein, in der Walter Faber schließlich der Sintflut seiner Gefühle nicht mehr gewachsen ist
(Inhaltsangabe)
Walter Faber ist ein geschäftlich erfolgreicher Ingenieur, wohnhaft in New York und gebürtiger Schweizer, der für die Hilfsorganisation UNESCO an verschiedenen Plätzen der Welt arbeitet. Auf einem weiteren seiner vielen Auslandsreisen in Südamerika, muss seine Maschine, eine Superconstellation, auf dem Weg nach Venezuela kurz vor Mexiko –Stadt in der Wüste notlanden. Während dieser unplanmäßigen Zwischenlandung freundet er sich mit dem deutschen Herbert Henke an, der wie sich herausstellt der Bruder von Joachim Henke, ein Freund, den Walter Faber seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gesehen hat, ist. Herbert ist auf der Suche nach seinem Bruder, der seit längerem für eine deutsche Firma Tabakfelder in Südamerika betreut, jedoch der Kontakt urplötzlich abgebrochen ist. Nach der Rettung aus der Wüste beschließt Faber, entgegen seiner bisherigen Gewissenhaftigkeit mit dem Umgang von geschäftlichen Reisen, Herbert bei der Suche zu begleiten. Nach einer mehrwöchigen und anstrengenden Reise finden Sie Joachim schließlich erhängt in einer Hütte nahe den Tabakfeldern vor. Zurück in New York empfängt in seine Freundin Ivy, deren Beziehung Faber für sein Verständnis in Form eines Briefes längst beendet hat. Die Tatsache, dass Sie bewisst seine Wünsche und Schilderungen ignoriert, und die Trennung nicht ansatzweise wahrnimmt, lässt ihn kurzerhand seine anstehende Geschäftsreise umzuplanen, um noch schneller Ivy loszuwerden. Unter dem Vorwand, um nicht schon wieder zu streiten, verlässt er schon am nächsten Tag New York per Schiff, um auf der einwöchigen Reise per Zufall seine ihm bis dahin unbekannte Tochter zu treffen, deren Anziehung Faber ihm unerklärlicherweise nicht widerstehen kann. Während der kommenden Tage lernen sich die beidem immer besser kennen, wobei die Art der Kommunikation beider unterschiedlicher nicht sein könnte. Hier setzte die Textstelle ein, in der Faber Elisabeth den Motorraum des Schiffes zeigt.
(Arbeitsanweisung I)
Walter Faber ist mit seinem ganzem Herzblut Techniker. Nicht nur im Beruf, auch sein soziales Benehmen und Wahrnehmen versucht er so gut es geht in eine technische Matrix zu setzen. Für ihn zählen menschliche Gefühle wie Angst, Liebe und Geborgenheit wenig, da er für alles eine rationale Erklärung hat, und „gewohnt [ist], die Dinge [so] zu sehen, wie sie sind.“(S.24). Deshalb fällt es ihm umso schwerer, Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen. Besonders Frauen sind für ihn ein Buch mit sieben Siegeln., da sie Fakten selten wahrhaben, und zu emotionalen Ausbrüchen neigen. Trotz allem fällt gleich zu Beginn seiner Reise sein Interesse auf die junge und attraktive Elisabeth, Sabeth von ihm genannt, deren Art die Dinge zu sehen er zwar oft nicht ganz versteht, aber dennoch anzieht. Im Gegenspruch mit sich selbst und dem Vorsatz „das Mädchen nicht [anzu]fassen“(Z.5) „[um]fasst“(Z.7) er kurze Zeit später im Maschinenraum ihre „Hüften“(Z.7), um ihr von der Treppe zu helfen. Für Faber, der sich nichts aus körperlicher Nähe macht, ist diese Art der direkten Kontaktaufnahme eine Art Ausnahmesituation, obgleich er wenige Stunden zuvor mit tiefster Abneigung die Versuche des Babtisten Sabeth mit Berührungen an Armen und Schulter beim Frühstück beobachtete. Jedoch schafft es Walter Sogar in diesem Moment der körperlichen Nähe den Vergleich ihrer Hüften zum „Steuerrad [s]eines Studebackers“(Z.10), was zeigt wie sehr sein Hang zum technischen Welt in ihm verankert ist. Für ihn, dem „es immer Freude macht Maschinen in Betrieb zu sehen“(S.86), ist die Besichtigung des Maschinenraums eine Chance, Sabeth mit seinem Wissen zu beindrucken, und sie Teil seiner Welt werden zu lassen. Völlig in seiner Welt gefangen, kommt es ihm nicht in den Sinn, dass eine junge Frau sich für die „Probleme der Torsion, Reibungskoeffizient[…] oder Ermüdung des Stahls“(Z.17) nicht interessiert, während seine Gedanken sich fortlaufend um solche technischen Thematiken drehen.
Die Tatsache, all diese Probleme mit Verstand und Logik lösen zu können, geben Faber ein tiefes Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Diese Konstanten geben ihm die Sicherheit seines Auftretens, dessen Status er um jeden Preis aufrecht halten will. Selbst kleine Details gibt es zu begründen und belegen, wobei für Außenstehende sich der Sinn für diese Detailverliebtheit nicht öffnet. Seine plötzliche Distanzierung von Sabeth zu „dem Mädchen“(Z.20) verstärkt nur das Bild des in technischen Umgebungen sich gestärkt fühlendem Mann, der seine Selbstzweifel durch diese Art der Beschallung gekonnt ausblendet, und nicht mal den Versuch unternimmt, ein tiefsinniges zwischenmenschliche Gespräch zu führen
(Bezugswechsel auf Sabeth)
Gegensätzlich zu Fabers Art die Dinge zu sehen, ist Sabeth sogleich nicht dumm, fähig die Augen für die ganzen Eindrücke des Lebens nicht zu verschließen, und die Schönheit des Seins zu genießen. Beachtenswert ist die Tatsache, dass obwohl Faber ohne tatkräftigen Beweis das Gefühl hat, dass Sabeth ihn „komisch“(S.7
) findet, er selbst dann nicht das Feingefühl und die Fähigkeit besitzt, solche Situationen richtig einzuschätzen und mehr auf ihre Interessen und Gedanken einzugehen. In dieser mehr als egoistischen Phase werter er ihr Interesse nach „den Fischen“(Z.28) als „kindliche Fantasie“(Z.27) ab, um weiterhin in der festen Rolle des weisen und gelehrten Mannes zu bleiben, der sein Programm der Selbstinzinierung und Wissensübergabe ohne Unterbrechung durchzieht. Um dies zu unterstreichen und dem in seinen Augen wichtigen Kontakt des Vorbilds nicht zu verlieren, ist er sogar bereit, „ihre Hand [auf die] Siebzigmillimeter-Niete“(Z.30) zu legen, „damit sie verstand, was [er] erklärte“(Z.30). Der Fakt, dass Sabeths Interesse nach der langen Unterredung sich nur um „Haifische“(Z.31) dreht, endet bei ihm im totalen Unverständnis. Den Wunsch, „ihr etwas bieten zu wollen“(Z.34), wird durch diese Form der Desinteresse in seinen Augen komplett zerstört, und spiegelt zum wiederholten Mal die Kommunikationsproblematik der beiden wieder. Während Sabeth in keiner Form unhöflich oder abgeneigt von dem, was Faber erklärt, scheint, ist er umso enttäuschter, nicht die volle Aufmerksamkeit der jungen Frau erhalten zu habenBeispiel II Arbeitsauftrag
Arbeitsanweisung
Stellen sie die Überlegung an, was Walter Faber damit meint, wenn er Sabeth etwas "bieten wollen" und was er aufgrund seines Selbst- bzw. Menschenbildes gegenüber einer Frau nicht in der Lage ist zu "bieten".
(Arbeitsanweisung II)
Fabers Versuch, seiner bis dahin unwissenden Tochter, durch die Besichtigung des Maschinenraums etwas bieten zu wollen, scheitert an dem verzerrten Menschenbild Fabers. Obwohl seiner Meinung nach „Menschen[…] komisch“(S.43) sind, haben Frauen in seinem Leben bisher einschneidende Rollen übernommen. Ob die Trennung in frühen Jahren von Hanna, Sabeths Mutter, wegen eines Jobs in Bagdad, oder die Flucht von Ivy aus der gemeinsamen Wohnung: es fehlt ihm in jeder Hinsicht die Gabe des Mitgefühls oder Verständnis des Menschlichen handelns. „Er lebt wie jeder wirkliche Mann, in [seiner] Arbeit“(S.90) was „[seines] Erachtens der einzigmögliche Zustand für Männer“(S.91) ist. Die Aussagen, dass für ihn „alle Frauen […] wie Efeu“(S.91) heißen, verdeutlicht seine bisherige Einstellung, nachdem Frauen ihn nur ihn seinem Ich beschränken, und wie eine Schmarotzerpflanze einengen. Diese Art des Selbstbilds verschränkt ihm die Möglichkeit, nicht nur Sabeth, die Form einer Kontaktfläche für zwischenmenschliche Gespräche zu bieten. Die Form des sich ständig selbst zu erklärenden Fabers zeugt sehr von einem von Selbstzweifeln durchwirkten Mannes, der trotz alldem Sabeth durch die Veranschaulichung des Maschinenraums, ein Sinnbild für die Verschmelzung von der Kontrolle des Menschen über die Maschine, etwas bieten will. Faber, der „Minderwertigkeitsgefühle“(S.98) hasst, versucht dies durch die Selbstsicherheit der technischen Materie zu überspielen, und so das Eis zwischen den beiden zu brechen. Da er die Schwelle dieser zwei Welten leider nicht ohne weiteres durchbrechen kann, bleibt er blind für die Chance und Gefühle der Zweisamkeit.
(Schlusssatz)
Die Thematik von „Homo faber“ ist heute aktueller denn je, da die heutige Art der Kommunikation ein Verhalten wie das von Walter Faber nur unterstützt. Nur weil man glaubt, die Technik Kontrollieren zu können, darf man den Faktor Mensch nie unterschätzen. Den Zwiespalt zwischen Gefühlen und strategischem Denken spielen in jedem Menschen eine wichtige Rolle. Den richtigen Spagat zu finden ist das, was das Leben ausmacht.
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